Aachener Nachrichten vom 21.08.2013

Tierschützer decken neuen Fall von Tierquäerei auf
Zwei Pferde in Friesenrath völlig abgemagert und verwahrlost. Schlägt ein Netzwerk dubioser Züchter Kapital
aus dem Leid der Tiere?
VON GERALD EIMER

Aachen.
Tierschützer haben erneut einen Fall von Tierquälerei im Aachener Süden aufgedeckt. Das Veterinäramt der Städteregion hat inzwischen einge-griffen und offenbar die schlimmsten Leiden einer Stute und eines Hengstes beenden können. Dennoch bleiben die Tierschützer in Alarm-stimmung: Sie vermuten, dass es im Grenraum ein regelrechtes Netzwerk dubioser Züchter gibt, die aus dem Leid der Tiere Kapital schlagen.
Vor gut zwei Wochen haben gleich mehrere Tierschützer dem Veterinär-amt schwere Verstöße gegen die Haltung zweier Pferde auf einer Koppel im Stadtteil Friesenrath gemeldet – unter ihnen auch der Tierschutzbeauftragte der FDP, Frank Hansen. Er spricht von erbärmlichen Zuständen, unter denen die Stute und ein Hengst gehalten wurden. Beide Tiere seien völlig abgemagert gewesen und hätten Verletzungen unter anderem an den Nüstern und
den Hufen aufgewiesen. Trotz großer Hitze hatten sie kein Wasser, das Futter war verschimmelt.
Verantwortlich dafür soll eine Halte-rin sein, gegen die das Veterinäramt zwischenzeitlich mit einer Ordnungs-verfügung vorgegangen ist. Unter Androhung von Zwangs-geld wurden ihr Auflagen gemacht, die sie nach Angaben von Peter Heyde, Leiter der für den Tierschutz in der Städetregion zuständigen Behörde, auch einhalte. Tierärzte haben demnach die Pferde inzwischen behandelt, ihre Hufe wurden beschnitten, ausreichend Futter und Trinkwasser stehe ihnen nunmehr zur Verfügung.
Es gebe noch Restauflagen, die am kommenden Freitag kontrolliert werden sollen, teilte Holger Benend, Pressesprecher bei der Städteregion, mit. Insbesondere Pferdepass und Impfausweise müsse die Halterin noch vorlegen. Benend kündigte an, dass man die Halterin und ihre Pferde weiter im Auge behalten werde. Aus Sicht der Tierschützer,
von denen viele aus Angst vor Racheattaken unerkannt bleiben wollen, scheint das auch bitter notwendig. Sie vermuten, dass es in diesem Fall auch Verbindungen zu dem berüchtigten Pferdezüchter Fritz B. gibt, der wegen seiner Tierquä-lereien zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde und für Deutschland nach wie vor ein Tierhaltungsverbot gilt. „Wir können solche Verbin-dungen nicht bestätigen“, erklärt Benend von offizieller Seite. Ausschließen könne man es jedoch auch nicht.
Landwirt B. soll nach Erkentnissen belgischer Tierschützer derweil im Nachbarland tätig sein und dort weiterhin Pferde unter jämmerlichen Bedingungen halten. Ob der Hengst, der vor Wochen aus Belgien über die Grenze gebracht wurde und jetzt in Friesenrath aufgepäppelt wird, aus Fritz B's. Bestand stammt, ist feilich nicht bewiesen.
Gleichwohl gehen Hansen und seine Mitstreiter davon aus, dass es ein grenzüberschreitendes Netwerk frag-würdiger Pferdehalter und -züchter gibt. über deren Motive können die Tierschützer trotz jahrelanger Recherche nur spekulieren. Hansen vermutet handfeste Interessen: Die Haltung der Tiere erfolge auf absoluter Sparflamme, um den maximalen Profit beim Verkauf von Fohlen erzielen zu können.
Dem Leid der Tiere könnten derweil die verschiedenen Behörden im Grenzraum kaum ein Ende setzen. Sobald sie einschreiten, würden die Pferde in Nacht- und Nebelaktionen über die Grenze gebracht. Tier-schützer werfen den Behörden allerdings auch, nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit gegen die beteiligten halter zu ermitteln.

jährlich rund 550 Meldungen in der Städteregion

Aufgabe des Veterinäramtes ist es, das Wohl der Tiere zu schützen, Leiden zu verhindern und Verstöße gegen den Tierschutz zu ahnden. Die Amtstierärzte gehen – wie im Fall Friesenrath – dabei auch Hinweisen aus der Bevölkerung nach.

Insgesamt gibt es in der Städteregion nach Angaben der Pressestelle rund 550 Meldungen über Tierschutzvergehen. Bearbeitet werden die Fälle von fünf Mitarbeitern im Außendienst, darunter drei Tierärzte, die je nach Dringlichkeit meist noch am selben Tage reagieren und vor Ort einschreiten würden.

Das Veterinäramt der Städteregion ist unter Tel.: 0241/51980 oder per Mail unter vetamt@staedteregion-aachen.de zu erreichen.


© www.haus-und-wildtierhilfe.de