Ist so etwas noch zeitgemäß?
Sie steigen auf Podeste, drehen sich im Kreis oder machen
Männchen: Wilde Tiere wie Elefanten und Löwen sind in manchen
Zirkussen die Sensation.
Die Tierschutzorganisation Peta will im Bundesagrarministerium eine
Online-Petition mit 600 000 Unterschriften für ein Wildtierverbot in
Zirkussen übergeben.
→ Aus aller Welt
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Peta übergibt 600 000 Protest-Unterschriften
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VON CHRISTINA STICHT
Berlin/Einbeck.
Ein geschmückter Zirkuselefant liegt auf der Straße,
erschöpft an ein Auto gelehnt. Schüsse fallen, die graue Haut
färbt sich rot von Blut. Ein Video der Tierrechtsorganisation Peta zeigt
die letzten Minuten im Leben der afrikanischen Elefantenkuh Tyke auf Hawaii.
Am 20. August 1994 wurde das 3600 Kilo schwere Tier in Honolulu mit 86
Schüssen von Polizisten erschossen, nachdem es in der Manege seinen Trainer
getötet hatte und geflohen war.
Ein neuer Anlauf
Der gewaltsame Tod von Tyke ist für Gegner der Haltung und Dressur
von exotischen Tieren weltweit zu einem Symbol geworden. An diesem Mitt-woch will
Peta mehr als 600 000 online gesammelte Unterschriften an das
Bundesagrarministerium überge-ben. Es ist ein neuer Anlauf, das seit
Jahrzehnten diskutierte Wildtierverbot im Zirkus durchzusetzen. Der Bundesrat
hatte bereits 2003 und zuletzt 2011 gefordert, unter anderem Elefanten, Bären
und Flusspferde aus den rund 400 umherziehenden Betrie-ben zu verbannen.
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Aus Sicht von Tierschützern können die Exoten auf den Tourneen
weder artgerecht gehalten werden, noch sei eine Dressur ohne Hiebe möglich. Die
Zirkusse dagegen beteuern, dass die Tierlehrer keine Gewalt anwenden. „Unsere
Raubkatzen sind von klein auf an den Menschen gewöhnt“, sagt Dieter Seeger,
Tourneeleiter des in Einbeck ansässigen Zirkus Charles Knie. „Ohne Tiere
könnten wir dichtmachen.“ In Österreich sei nach dem 2004 beschlossenen
Wildtier-verbot die Zirkuskultur zusammen-gebrochen. „Nur ein Zirkus mit Tieren ist
ein richtiger Zirkus“, betont auch Max Siemoneit-Barum, Tierschutz-beauftragter
des Circus Krone in München.
In Deutschland haben einige Kommunen Regelungen zum Verbot bestimmter Tierarten
auf städtischen Flächen getroffen, gegen die sich die Betriebe teils vor
Gericht wehren. Wenn die Artisten und Dompteure ihre Zelte aufbauen, kommen vieler-orts
nicht nur neugierige Kinder an der Hand ihrer Großeltern, sondern auch Tierrechtler
mit Protestplakaten. Gegen die Peta-Kampagne, die von Prominenten unterstützt wird,
stellt sich das Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“.
„Tierrechtler behaupten immer wieder, dass Elefanten im Zirkus nur die Hälfte
ihrer natürlichen Lebenserwartung erreichen. Diese Behauptung ist falsch“,
sagt der Sprecher des Bündnisses, Dirk Candidus.
Doch ist es noch zeitgemäß, dass Elefanten Männchen machen oder
Tiger durch brennende Reifen springen? Schließlich können Kinder exotische
Tiere auch im Zoo oder durch Fernsehfilme kennenlernen. Der Schweizer Elefantenexperte
Fred Kurt hat als Tierpfleger im Zirkus Knie angefangen. Heute sieht er die
Dickhäuter in den Manegen fehl am Platz. „Die Elefanten werden mit allerlei
Tricks gezwungen, aufrecht zu gehen“, sagt der Biologe. Die Folge seien
überforderte Glieder, Gelenke und Sehnen. Die Bundestierärzte-kammer hat sich
bereits 2010 für ein Wildtierverbot im reisenden Zirkus ausgesprochen.
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