VON CHRISTINA STICHT
Laatzen.
Als er Balu im zarten Alter von acht Wochen zum ersten Mal abgab, hatte Brend Würfel
ein mulmiges Gefühl. „Da gab es bei mir schon Abschieds-schmerz“, erinnert sich der
Hundebe-sitzer. Zwei bis viermal die Woche bringt er seinen Labrador-Retriever in die
Hundetagesstätte (Huta) in Hannover. Die Trennung ist in-zwischen Routine. „Balu
begrüßt die Huta-Inhaberin freundlich, freut sich und springt herum. Ich gehe dann schnell
weg“, erzählt der 41 Jahre alte Software-Entwickler. Auf dem mehr als 1000 Quadratmeter
großen Areal kann der Rüde mit Artgenossen
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spielen, während sein Herrchen Ruhe zum Arbeiten hat. Berufstätigkeit ist
für viele Hundeliebhaber kein Hindernis mehr, sich ein Tier anzuschaffen. Doch wohin mit dem
Liebling, wenn am Arbeitsplatz kein Vierbeiner gedulte wird und das Tier allein zu Hause das Mobiliar
auseinander nimmt? In Hannover entstand schon vor zehn Jahren eine Huta, die als bundesweit erste
ihrer Art vermarktet wurde. Ähnliche Einrichtungen folgten in vielen Großstätten. Wie
viele es sind lässt sich dem Deutschen Tierschutzbund zufolge nicht beziffern. Einige hundert
Euro im Monat kostet meist die Betreuung. Etwa 95 Hundehalter geben in Balus Huta
regelmäßig
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ihre Tiere ab. Gut ein Drittel von ihnen ist gar nicht berufstätig. Ihnen ist es
wichtig, dass ihre Hunde Kontakt zu anderen Tieren haben. Dazu passt, dass sich die Inhaber Patrik
Köhler und Jutta Kanzok für das Konzept der Rudelhaltung entschieden haben. So spielt der
Dobermann mit dem Dackel und der Neufundläder mit dem Mops.
Die Tiere dürfen sich innerhalb des eigezäunten Außengeländes in Hütten
zurückziehen. „Die Hunde sind nie allein“, betont Kanzok. Von 7 bis 20 Uhr ist die
Huta geöffnet, Übernachtungen sind möglich. In der Urlaubszeit sind
Übernachtungs-plätze wie in vielen vergleichbaren Einrichtungen so gut wie ausge-bucht. Es
sei nicht sinnvoll, wenn Hunde zwischen verschiedenen Bezugspersonen und Umgebungen hin- und
hergerissen werden, warnt der Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes, Marius Tünte. Bei
Krankheit oder Reisen sei es aber manchmal nicht zu verhindern, einen Tagespflegeplatz in Anspruch zu
nehmen. Auch Prof. Hansjoachim Hackbarth von der Tierärztlichen Hochschule Hannover sieht den Trend
skeptisch: „Eine Hundetages-stätte kann auch Stress sein und ist nicht für jeden Hund
geeinget.“ Der Hund sei heute Kind-Ersatz. „Aber wenn beide voll berufstätig sind,
ist ein Hund völlig fehl am Platz.“
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